Chronik des TSV „Germania” Dassensen

100 Jahre - von 1899 bis 1999 -

 

Am 1. März 1899 trat im Gasthaus Müller eine Versammlung von 34 sportbegeisterten Männern zusammen, um die Gründung eines Turnvereins zu vollziehen. Es war die Geburtsstunde unseres heutigen Turn- und Sportvereins „Germania” Dassensen e.V.

 

Hierzu war in der Einbecker Zeitung vom 25. Februar 1899 folgendes zu lesen:
Dassensen: In diesen Tagen hat sich in unserem Orte ein Turnverein gebildet, dem bereits 33 Mitglieder angehören. Wir constatieren diese Tatsache gern und wünschen dem Verein, dessen Bestrebungen darauf gerichtet sind, körperliche Ausbildung und die Gesundheit seiner Mitglieder zu fördern, ferneres Gedeihen“.

Die Gründungsversammlung wählte mit 13 Stimmen Mehrheit den Turnbruder Wilhelm Schinkel zum 1. Vorsitzenden, der auch Präses genannt wurde. Als Schriftwart wurde mit 18 Stimmen Mehrheit Turnbruder August Bindewald und als Kassenwart Karl Schrader mit 10 Stimmen Mehrheit gewählt. Als Gast nahm an dieser Versammlung ein Turnbruder aus dem Eichsfeld namens Caspar Bierschenk teil, der in den Wintermonaten als Wollkämmer von Dorf zu Dorf zog. Die Versammlung beschloss, ein Eintrittsgeld von 1 Mark und einen Monatsbeitrag von 25 Pfennig für passive Mitglieder, von 20 Pfennig für aktive Mitglieder und von 15 Pfennig für Turnschüler zu erheben. Auf der Gründungsversammlung wurden 31 Mark Eintrittsgeld und 6 Mark und 35 Pfennig Monatsbeiträge kassiert. Man beschloss, an jedem 2. Sonntag im Monat eine Versammlung durchzuführen, die im Sommer um 8 Uhr und im Winter um 7 Uhr beginnen sollte. Wer unentschuldigt der Versammlung fernblieb, sollte mit 20 Pfennigen „in Strafe fallen”. Verspätetes Erscheinen wurde mit 10 Pfennigen Strafe geahndet. Wer verhindert war, an der Versammlung teilzunehmen, hatte den Vorstand schriftlich um „Dispensation zu bitten”. Die Leitung der Turnstunden wurde Carl Nüsse als Nichtmitglied übertragen. Die nachfolgende Monatsversammlung beschloss dann die Aufnahme Carl Nüsses in den Verein, aber auch die Beitragsfreiheit „für seine Mühewaltung als Turnwart”. Die Gründungsversammlung beschloss auch über die Anschaffung von Geräten, von Büchern und den Druck der Vereinsstatuten. Bereits auf der Monatsversammlung vom 9. April 1899 stellte der Turnbruder August Böker den Antrag auf Anschaffung von Vereinsmützen. Der Antrag wurde mit Stimmenmehrheit angenommen. Turnwart Carl Nüsse forderte die Anschaffung eines „Sprunggestells”. Auf der Versammlung am 24. Mai 1899 entschuldigt sich Mitglied Albert Schrader „bis auf weiteres zum Turnen nicht mit Zwang erscheinen zu müssen, sondern freiwillig, wenn es seine Zeit erlaubt”.

Die letzte Monatsversammlung im Jahre 1899 beschloss, am 11. Februar 1900 einen Ball zu feiern. Die Vorbereitungen wurden einem Komitee übertragen, dem die Turnbrüder Wilhelm Kahle, August Kreykenbaum, August Sander und Wilhelm Paulmann angehörten. Zu den Aufgaben dieses Komitees zählte es, die „Bekränzung des Müllerschen Saales zu besorgen”. Das Tanzen mit Kopfbedeckung sowie das Tanzen mit Zigarre wurde mit 25 Pfennigen Strafe geahndet. Die Teilnahme am Abendessen war für alle Mitglieder Pflicht. Das Komitee wurde beauftragt, die Meiersche Kapelle aus Einbeck zum Preis von 36 Mark zu bestellen. Jedes Komitee-Mitglied erhielt vom Verein eine Rosette, die es dem Verein ersetzen musste, wenn diese verloren ging oder beschmutzt wurde. Die Einladung der Damen musste schriftlich erfolgen und war dem Komitee anzuzeigen.
Die Versammlung am 18. Februar 1900 beschloss, daß vom Verein ein Theaterabend durchgeführt werden sollte. Folgende Personen sollten „zur Aufführung zugelassen werden”: Wilhelm Kaller, Wilhelm Dehne, August Knoke, Heinrich Nüsse, Wilhelm Harigfeld, Heinrich Reineke, August Bindewald und August Kreikenbaum.
Auf der Versammlung am 10. März 1900 erfolgte die Kassenabrechnung für das 1. Vereinsjahr. Den Einnahmen von 130 Mark und 5 Pfennigen standen Ausgaben von 98 Mark und 65 Pfennigen gegenüber, darunter 3 Mark Miete an Gastwirt Müller, „wofür gleich Getränke geliefert worden sind”.

 

Fahnenweihe Pfingsten 1905

Die Anschaffung einer Vereinsfahne wurde in einer Reihe von Extraversammlungen vorbereitet. In der Versammlung vom 17. Dezember 1904 wurde ein Kontrakt mit der Fabrikantin Lehmart geschlossen und eine Commission gewählt, die die Herstellung der Fahne gemäß den Kontraktbestimmungen nach Material und Arbeit zu überprüfen hatte.
Schwierigkeiten gab es offensichtlich auch in der Ausgestaltung der Fahne. Das Landratsamt Einbeck hatte empfohlen, das Bundeswappen in die Fahne aufzunehmen. Diese Empfehlung wurde von den Mitgliedern aber abgelehnt. Dafür sollten die 4 F als Turnersymbol in die Fahne eingearbeitet werden. Auf Vorschlag des Landratsamtes wurde dann folgender Spruch in die Fahne eingearbeitet: „Gut Heil sei unser Panier - Treue Freundschaft unsere schönste Zier”. In der Versammlung vom 28. März 1905 teilte der Vorstand der Versammlung mit, dass bezüglich des Festes Schwierigkeiten gemacht würden. Deshalb empfahl der Vorstand, die Zelte abzubestellen und die Fahnenweihe im Saale zu begehen. Neben den örtlichen Vereinen - Gesangverein und Kriegerverein - sollten auch der Turnclub Eintracht Einbeck und der Männerturnverein Hilwartshausen eingeladen werden.
Der Vereinswirt August Müller wollte aber noch einmal mit dem Landratsamt verhandeln, ob er das Fest übernehmen könne oder nicht. Die Verhandlungen waren erfolgreich. Zum Fahnenträger wurde einstimmig August Dehne gewählt. Neben Tanzbändern und Eintrittskarten wurden für alle Teilnehmer grüne Karten mit dem Eindruck „Stiftungsfest und Fahnenweihe des Turnvereins Germania Dassensen am 12. und 13. Juni 1905” gedruckt. Eingeladen werden sollte auch noch der Turnverein Salzderhelden. Ein Festprogramm sollte in der Einbecker Zeitung veröffentlicht werden. In der Extraversammlung am 3. Juni 1905 wurde beschlossen, wenn möglich doch noch ein Zelt zu bestellen. Mitglied Böker wurde beauftragt, die Zelte beim Landratsamt anzumelden.
Die Einnahmen der Fahnenweihe 1905 betrugen 294,40 Mark. Dem standen Gesamtausgaben von 316,40 Mark gegenüber, darunter „für 10,5 Arbeitstage ausgezahlt 21 Mark” (man bedenke: Tageslohn = 2 Mark). Der Verlust wurde auf Vorschlag des Vorstandes durch 1 Mark Sonderbeitrag je Mitglied gedeckt. Mitglieder laut Hebungsverzeichnis: 35 Männer.

Diese Eindrücke aus den Gründerjahren des Turnvereins mögen dem Leser einige interessante Einblicke in das Vereinsleben um die Jahrhundertwende geben.

 

Der Turnverein von 1914 bis 1938

Als nächstes Großereignis für den noch jungen Turnverein ist das 15 jährige Stiftungsfest im Juni 1914 kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges zu sehen, das offensichtlich auf dem neu erbauten Müllerschen Saale gefeiert wurde. Laut Hebungsverzeichnis hat der Verein 46 Mitglieder. Das Hebungsverzeichnis 1915 weist die ersten Lücken auf, die der Krieg reißt. Trotzdem wird noch im März 1915 von neun Neuaufnahmen berichtet, ein Zeichen dafür, dass das Vereinsleben noch intakt ist. Für die Jahre 1916-18 sind im Hebungsverzeichnis keine Eintragungen gemacht: der Weltkrieg fordert seinen Tribut. Das Hebungsverzeichnis des Jahres 1919 weist 51 Mitglieder auf, die unter der Leitung von Wilhelm Schinkel den Neubeginn wagen, darunter neun Neuaufnahmen. Der Verein hat die Wirren des Krieges verwunden und geht mit Schwung in die „Goldenen 20er Jahre”.

Der Turnerspielmannszug unter der Leitung von Georg Nüsse sen. erlebt eine erste Blütezeit. Die Inflation der Mark im Krisenjahr 1923 lässt auch die Vereinskasse nicht unberührt. So wurde für die Genehmigung einer Tanzlustbarkeit auf dem Müllerschen Saale am 28. August 1923 noch 295 Mark beim Zollamt in Einbeck gezahlt. Am 3. Oktober 1923 kosteten 200 Tanzkontroller bei der Firma Lücke in Einbeck bereits 24000000 Mark.

1921 ergreift die runde Lederkugel, der Fußball, die Faszination der ersten Dassenser Kicker. Ein Fußballverein „Grubenhagen” entsteht laut Gründungsprotokoll unter der Leitung eines Sportkameraden Ernst Hoebel (Lehrer) als 1. Vorsitzenden. Von diesem Verein ist nur noch die Satzung bekannt. Im Jahre 1924 feiert der Turnverein sein 25jähriges Stiftungsfest. Laut Hebungsverzeichnis zählt er am Ende des Jubiläumsjahres 65 Mitglieder. Obwohl die Festeinnahmen von 1496 Mark eine erhebliche Steigerung gegenüber den Einnahmen im Jahre 1905 bedeuten, reichen sie nicht aus, um die Kosten zu decken. Es müssen 180 Mark Extrabeiträge kassiert werden. Im Jubiläumsjahr übergibt der lang gediente 1. Vorsitzende Wilhelm Schinkel den Vereins-vorsitz an den Turnbruder August Dehne.

1928 wird die Prägung im Stempelabdruck des Vereins von Gut Heil in Frei Heil geändert. Ein Hinweis auf Sinn und Zweck dieser Änderung ist aus den Unterlagen nicht zu erkennen.

Am 12. Oktober 1930 wird eine Fußballabteilung „Grün/Gelb“ im Turnverein gegründet, der 29 Mitglieder angehören. Diese Abteilung macht sich am 5. September 1931 selbständig unter dem Namen „Fußballverein Vorwärts 1931”. Der Verein unter dem Vorsitz von Karl Schinkel bleibt aber Mitglied im „Arbeiter-Turn- und Sportbund Leipzig”. Dem jungen Fußballverein war aber nur ein kurzes Dasein beschieden. Bereits am 12. Mai 1934 beschließt dieser Verein in einer außerordentlichen Versammlung seine Auflösung, „da fast alle Mitglieder in der SA sind”. Fußbälle, eine Fußballpumpe und Nadel sollen dem örtlichen SA-Trupp geschenkt werden.

Am 29.03.1933 muss der Turnverein „Germania” beim „Arbeiter-Turn- und Sportbund Leipzig” abgemeldet werden. Der Verein darf aber weiter bestehen bleiben. Er zählt immerhin noch 62 Mitglieder. 1936 werden noch Beiträge von 42 Mitgliedern kassiert. Auch 1937 werden noch einmal Beiträge „gesammelt”. Die Jahresrechnung weist noch einmal unter anderem „für 1 Liter Rosa 2,80 Reichsmark und für 48 Liter Bier 28,80 Reichsmark” aus. Es verbleibt ein Kassenbestand von 1,15 Reichsmark. Damit enden die Eintragungen im Mitgliederbuch, die Gleichschaltung ist vollzogen. Ist aus dem Dröhnen der Trommeln schon das entfernte Grollen des heraufziehenden Kriegsgewitters zu hören? Der 2. Weltkrieg mit all seinen Schrecken hat auch in den Reihen des Turnvereins einen hohen Blutzoll gefordert und Lücken gerissen, deren Narben heute noch sichtbar sind.

 

Nachkriegsgeschichte

Bereits 1946 regte sich auch in den Reihen des Turnvereins der Wunsch nach Wiederbelebung des turnerischen Lebens. Bald nachdem die Siegermächte des 2. Weltkrieges durch Kontrollratsgesetz „Grünes Licht für Vereinsgründungen” gegeben hatten, kam es auch zur Wiedergründung des Turnvereins „Germania”.

Als 1. Vorsitzender der Nachkriegszeit wurde August Specht gewählt. Der neue Anfang war recht viel versprechend. Die Kriegswirren hatten viele Menschen nach Dassensen und Rotenkirchen verschlagen, die hier zum Teil eine neue Heimat gefunden haben. Auch aus diesen Reihen hat der Verein neue Impulse erhalten. Das Mitgliedsverzeichnis aus dem Jahre 1947 verzeichnet 137 männliche und - erstmals in der Vereinsgeschichte - 47 weibliche Mitglieder. Damenhandball war „in”, gespielt wurde auf der Niehoffschen Wiese am Pfingstanger. Auch der Herrenfußball hatte durch die Neuzugänge neue Impulse bekommen, wenn auch mit primitivstem Schuhwerk gespielt werden musste. Das Geräteturnen erlebt auf dem Saal der Gastwirtschaft Müller einen Neuanfang. Doch das Feuer der Begeisterung für den Damenhandball erlosch recht schnell - bereits 1950 verzeichnet das Mitgliederverzeichnis keine weiblichen Mitglieder mehr.

Inzwischen hatte auch der Vereinsvorsitz mehrfach gewechselt. 1949 übernahm Karl Schrader für ein Jahr die Vereinsführung. Er wurde 1950 durch Karl Nüsse abgelöst, ehe 1951 Ernst Nüsse zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Der Verein zählte 96 Mitglieder. Wie überall normalisiert sich auch hier das Vereinsleben.

1955 konnte der Verein - wenn auch verspätet - das 55jährige Vereinsjubiläum feiern und hierzu 18 Gastvereine begrüßen. Der Spielmannszug unter der Leitung von August Almstadt hatte sich auch nach alter Tradition wieder zusammengefunden und wirkte auch auf dem Jubiläumsfest mit. Als Übungsleiter konnte Erich Patzwall lange Jahre dem Spielmannszug die notwendigen Impulse geben. Als Nachfolger von August Almstadt als Tambourmajor trat Ernst Geese 1956 nach dem Fest dieses Amt an. Weil aber die Bereitschaft, Noten und die damit verbundenen Handgriffe auf den Instrumenten zu erlernen,  nicht vorhanden war, bestand der Spielmannszug nur noch bis ins Jahr 1965 hinein, ehe der Spielbetrieb eingestellt wurde.

Im Fußball der 50er Jahre ging es zunächst munter rauf und runter, ehe sich Ende der 50er Jahre die 1. Mannschaft ihren Stammplatz in der 1. Kreisklasse erkämpft hatte und seit dieser Zeit immer der höchsten Spielklasse auf Kreisebene angehört hat. 1957 wurden erstmals Kontakte zu einem Ber-liner Fußballverein geknüpft. Der Besuch der Sportfreunde von Phönix Berlin zu Pfingsten 1957 wurde 1958 zu Ostern in Berlin erwidert. Für die meisten Dassenser Fußballfreunde bedeutete dieser Berlin-Besuch ein erstes Kennenlernen der Bundeshauptstadt, die damals noch die ehemalige Reichshauptstadt war.

Auch das Geräteturnen erlebte in den 50er Jahren eine neue Blütezeit. Die damalige Riege wurde im wesendlichen durch die Gebrüder Glende getragen. Die Riege zerfiel durch den Wegzug verschiedener Turnbrüder, und es sollte bis zum Bau der Turnhalle dauern, ehe das Geräteturnen unter der Leitung von Helmut Glende wieder aufgenommen wurde.

Ende der 50er Jahre trat auch der Tischtennissport in das Vereinsleben ein, die Wiege der heutigen Tischtennisabteilung stand zweifelsfrei in Rotenkirchen, wo in der Bode’schen Kegelbahn erstmals Punktspiele bestritten wurden. Als man Mitte der 60er Jahre eine 2. Herrenmannschaft ins Leben rief, musste von der Kegelbahn auf den Bode’schen Saal ausgewichen werden. Schnell wurde erkannt, dass zu einer Seniorenmannschaft ein Unterbau erforderlich ist, und man begann, 1962 Jugendliche in den Spielbetrieb zu integrieren.

1959 übergab nach einem Jahrzehnt mühevoller Vorstandsarbeit Ernst Nüsse den Vereinsvorsitz an August Kahle, der dieses Amt bis 1965 leitete. Er wurde von Manfred Fiebig abgelöst. Die 60er Jahre sollten in mancherlei Hinsicht entscheidende Jahre für den Verein werden.

So konnte dieser 1966 eine neue Fahne einweihen. Auch die Sportplatzfrage wurde vom Verein neu zur Diskussion gestellt. Dank der Bereitschaft des Dassenser Gemeinderates unter der Leitung von Bürgermeister Albert Rümenapp konnten Verhandlungen mit dem Domänenrentamt über Ersatzlandbeschaffung erfolgreich geführt werden. Der Erwerb unseres heutigen Sportgeländes an der Einbecker Straße durch die Gemeinde Dassensen vom Bauern August Sander stellte einen Meilenstein in der Geschichte des Turn- und Sportvereins dar. Durch die Bereitstellung gemeindeeigenen Geländes wurden endlich die ungewissen Pachtverhältnisse beendet. Die Planierungsarbeiten für den neuen Sportplatz wurden ein echtes Beispiel dörflicher Gemeinschaftsarbeit, an der sich alle Bevölkerungsgruppen hervorragend beteiligten. Dank dieses Einsatzes konnte der Sportplatz so kostengünstig erstellt werden, dass der Wunsch nach dem Bau einer Turnhalle nur eine Frage der Zeit war.

Trotzdem bedurfte es vieler langwieriger Verhandlungen, ehe die Bemühungen des Vereins und des Gemeinderates vom Erfolg gekrönt waren und die überörtlichen Behörden den Turnhallenbau genehmigten. Bevor 1970 mit dem Bau der Halle begonnen werden konnte, war inzwischen 1969 die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister des Amtsgerichts Einbeck erfolgt. Auch beim Bau der Turnhalle wurden nochmals viele Arbeiten in Eigenleistung durchgeführt. Dem Richtfest im Jahre 1970 folgte 1971 die Einweihung der Halle und Übergabe an die Dassenser Schule und den Turnverein. Der Turnhallenbau hat dem Vereinsleben viele neue Impulse gegeben. So wechselte die Tischtennisabteilung von Rotenkirchen nach Dassensen. Nachdem bis zum Jahre 1971 diese Sportart eine männliche Domäne war, begannen nun auch die Damen mit dem Trainingsbetrieb. Mitte der 70er Jahre wurde eine weibliche TT-Jugend aufgebaut. Weiterhin gründete sich unter der Leitung von Doris Nagel die Sparte Damenturnen.

Bedingt durch den Hallenbau schnellte die Mitgliederzahl in die Höhe bis auf weit über 300. Die große Zahl der Mädchen und Jungen in allen Sparten des Vereins stellten den Verein vor große Probleme, doch ist es bis heute immer wieder gelungen, die notwendigen Übungsleiter und Mitarbeiter zu gewinnen.

Am 19. Januar 1975 kam es erneut zum Führungswechsel an der Vereins-spitze. Manfred Fiebig legt nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Arbeit für den Verein den Vorsitz nieder. Die Versammlung wählte Ernst Nüsse zum 1. Vorsitzenden und Manfred Fiebig zum Ehrenvorsitzenden.

1978 fährt die Turnerjugend des TSV zu einem Zeltlager nach Königslutter. Die Fußballabteilung unternimmt eine Fahrt nach Würzburg. Erste offene Tischtennis Vereinsmeisterschaften finden statt. Für die kleineren Turner werden Faschingsfeiern angeboten, und es gibt einen Jugendwandertag.

Das Ende der 70er Jahre stand ganz im Zeichen der Vorbereitungen zum Jubiläumsfest. Das 80-jährige Vereinsjubiläum wurde im Juni 1979 in Form eines Zeltfestes begangen. Nicht zuletzt auf Grund der guten Vorbereitung durch den Festausschuss und der aktiven Mitgestaltung der Mitglieder und befreundeter Vereine konnte das Fest als voller Erfolg gewertet werden. Nach dem Fest wurden alle örtlichen Vereine zu einem gemütlichen Beisammensein ins Gasthaus Müller eingeladen, um den Dank des TSV entgegenzunehmen.

Sportlich ging es ständig weiter bergauf; die Spartenvielfalt nahm in den folgenden Jahren ständig zu. So erfreut sich die im März 1978 gegründete Mutter-Kind-Turngruppe seither starker Beliebtheit. 1984 gründete sich eine Sportabzeichengruppe. Die Anzahl der Sportabzeichenabsolventen stieg von vier im Jahre 1983 ständig an. 1985 absolvierten die ersten Frauen des Vereins das Sportabzeichen. Für das Jubiläumsjahr 1999 wird angestrebt, 100 Sportabzeichen zu erreichen. Aus der Sportabzeichengruppe kam der Impuls zur Gründung einer Leichtathletiksparte. Nachdem der Sportplatz mit Weitsprunggrube und Aschenbahn 1984 durch eine  Kugelstoßanlage erweitert wurde und somit die nötigen Trainings-voraussetzungen geschaffen waren, blieben Erfolge nicht aus. So finden sich in den Kreis-, Bezirks- und Landeslisten Namen aus dem TSV. Besonders die Kinder und Jugendlichen sind auf vorderen Rängen zu finden. Als besonderes Ereignis dieser Sparte ist der Besuch der Leichtathletik Weltmeisterschaft in Stuttgart mit 74 Teilnehmern zu erwähnen. Zwei Tage konnte man spannende Endkämpfe erleben.

Aus einer „Mach-mit-Gymnastik“ beim Gemeindefest 1987 entwickelte sich eine weitere Gymnastikgruppe. In dieser Gruppe geht es auf Grund des etwas höheren Durchschnittsalters der Damen „etwas bedächtiger“ zu.

Durch den Ehrenvorsitzenden wurde 1993 eine Wandergruppe ins Leben gerufen. Die Gruppe erfreute  sich schnell großer Beliebtheit, besonders bei den etwas älteren Vereinsmitgliedern. Jeden Monat wird eine Wanderung angeboten. Aber auch Frohsinn und Geselligkeit kommen in der Gruppe nicht zu kurz.

Seit 1994 können auch die Damen dem runden Leder auf dem Sportplatz nachjagen. Im selben Jahr ist eine Aerobic- Sparte entstanden. Die bestehenden Angebote wie Tischtennis, Turnen, Leichtathletik, Volleyball sowie Jugend- und Herrenfußball bleiben selbstverständlich erhalten.

Ein großes Augenmerk wurde auf den Nachwuchs gelegt. Zusätzlich zu den sportlichen Treffen wird immer mehr gemeinschaftlich die Freizeit gestaltet. Das gilt für die Jugendlichen ebenso wie für die Erwachsenen.

Bunte Wiesen finden ihren festen Platz. Der Spaß am Spiel rückt dabei immer mehr in den Vordergrund. Doch wird auch immer großer Wert auf die sportliche Präsentation des Vereins gelegt. Groß und klein üben wochen-, sogar monatelang, um die zahlreichen Zuschauer von ihrem sportlichen Können zu überzeugen.

Baulich wurde das Sportplatzgelände ständig erweitert. So konnte seit 1985 eine Garage im  neu errichteten Feuerwehrgerätehaus zur Unterbringung von Sportgeräten genutzt werden. Aus dieser Garage wurden auch Getränke an die Zuschauer verkauft. Schnell bekam die Garage deshalb den Namen „Klause“.

Ballfangzäune wurden an der Ost- und Nordseite errichtet. Der zum Trainingsbetrieb dienende Vorplatz erhielt 1991 eine zweimastige Flutlichtanlage, um die zwei Strahler, die an die Halle montiert sind, zu ergänzen. An das Spielfeld und den Vorplatz schließt sich ein noch ausbaufähiges Mehrzweckfeld an, das im Sommer zumeist zum Volleyballspielen genutzt wird.

1995 wurde der Anbau an die Turnhalle vorgestellt und von der Jahreshauptversammlung beschlossen. Nachdem der Spielplatz, der sich ursprünglich nördlich der Halle befand an seinen heutigen Platz verlegt wurde, konnte die Halle in diese Richtung in den Jahren 1996 und 1997 erweitert werden. Zwei Jahre wurde emsig gearbeitet ehe der Anbau weitestgehend fertig gestellt werden konnte. Wie auch beim Bau der Turnhalle Anfang der 70er wurden alle Arbeiten von der Planung bis zur Inneneinrichtung in Eigenleistung erstellt. Waren anfangs noch zahlreiche Helfer zu begeistern, so nahm die Zahl der Freiwilligen mit zunehmender Fertigstellung ständig ab.  

Obwohl das Sportplatzgelände und die Turnhalle Eigentum der Stadt Einbeck sind, wurden hunderte von Arbeitsstunden und ein großer Teil der Vereinsersparnisse in den Anbau  investiert. In diesem Anbau ist eine Küche und ein Getränkelager untergebracht. So konnte die „Klause“ 1998 feierlich aus der Garage aus- und in den Anbau einziehen. „Zwischen den Jahren“ 1998/99 wurde der Anbau an der Südostecke der Turnhalle errichtet, um den Zuschauern bei schlechtem Wetter Unterstand zu bieten.

Durch mindestens einen Arbeitseinsatz pro Jahr wird das Sportplatzgelände von einigen Mitgliedern in Schuss gehalten. Dabei wird aber nicht nur der Sportplatz gepflegt; auch in den Gebäuden wird für Ordnung gesorgt.

Neben den sportlichen Aktivitäten in den einzelnen Sparten gibt es aber auch viele übergreifende Veranstaltungen. Für die Jüngeren bis zu einem Alter von 18 Jahren wird die Turnhalle einmal im Jahr zur Disco umfunktioniert. Da die Turnhalle zu dieser Veranstaltung nur ohne Schuhwerk betreten werden darf, heißt diese Veranstaltung logischerweise „Sockendisco”.

Alljährlich im Herbst veranstaltet der TSV einen Wandertag. Die nahe Ahlsburg wird durchwandert, aber auch Solling, Harz und Teutoburger Wald werden mit Bussen angefahren und auf Schusters Rappen erlebt. Abschluss dieses Wandertags, der traditionell am 3. Oktober durchgeführt wird, ist ein Essen mit gemütlichem Beisammensein auf dem Sportplatz oder bei schlechtem Wetter in der Turnhalle.

Den Jahresabschluss bildet die Kinderweihnachtsfeier im Vereinslokal. Am 2. Advent werden die Jüngsten vom Weihnachtsmann beschert. Bei dieser Feier wird von der Theatergruppe ein eigens einstudiertes Stück vorgeführt.

Kulturell ist der Ball das größte Ereignis im Jahresablauf. Bei dem im März stattfindenden „Wintervergnügen“ wechselt sich die Freiwillige Feuerwehr Dassensen als Ausrichter jährlich mit dem TSV ab.

Auch administrativ ist die Zeit nicht stehen geblieben. So wurden die Quartalsversammlungen, die in den 70er Jahren neben der Jahreshauptversammlung noch durchgeführt wurden, 1980 aufgrund der geringen Beteiligung eingestellt. Ein Jahr nach dem Fest beschloss die Jahreshauptversammlung, die Vereinsbeiträge zu erhöhen

Infolge ständig steigender Mitgliederzahl wurde 1988 zur Entlastung des Vorstandes das Amt des Sozialwart eingeführt, der, oder besser die, die Mitglieder bei Jubiläen, Geburtstagen, Hochzeiten und Trauerfällen sowie bei Krankheit betreut und so insbesondere den 1. Vorsitzenden entlastet.

Im Jahr 1987 wurde eine neue, zeitgemäße Vereinssatzung erarbeitet, auf der JHV 1988 vorgestellt und verabschiedet. Im gleichen Zuge wurde eine Ehrenordnung erstellt. Beides hat heute noch Gültigkeit.

Im Jahr 1989 konnte auf dem Sportplatz das 90-jährige Bestehen in Form eines Zeltfestes begangen werden. Eine riesige Tombola wurde organisiert. Die Verlosung fand unter den zahlreichen Besuchern eine sehr gute Resonanz. Der Überschuß wurde der „Aktion Sorgenkind” zur Verfügung gestellt. Dieses Fest fand einen guten Anklang unter der zahlreichen Besuchern.

Auf der Jahreshauptversammlung 1990 übergab Ernst Nüsse nach 15-jähriger Tätigkeit als erster Vorsitzender das Amt an Manfred Sudhoff.

Im darauf folgenden Jahr wurde erstmals die magische Zahl von 500 Mitgliedern im TSV überschritten. Da kam die Anschaffung eines PCs zur Mitgliederverwaltung gerade recht. Der PC stellt eine große Arbeitserleichterung bei Beitragseinziehung und Mitgliederverwaltung da. Aber auch hier gilt: Von allein geht nichts. So muss der Datenbestand ständig gepflegt werden, um bei dem regen Vereinsleben aktuell zu sein. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung 1992 wurde eine Beitragserhöhung beschlossen.

Auch auf einer außerordentlichen Versammlung im Sommer 1998 wurde die Gemeinnützigkeit vorgestellt und beschlossen. Ende des Jahres erteilte das Finanzamt Bad Gandersheim dem TSV die Gemeinnützigkeit.

Am Montag den 1. März 1999, auf den Tag genau 100 Jahre nach der Gründungsversammlung fand im Vereinslokal eine Feierstunde anlässlich der Vereinsgründung statt. Geladen waren die  örtlichen Vereine sowie Vertreter aus Sport und Politik, die ihre Grußworte und Geschenke überbrachten. Weitere Schwerpunkte des gut besuchten Abends bildeten Ehrungen und ein umfassender Ausflug in die Vereinsgeschichte sowie die Darstellung der Sparten in Wort und Bild. Der Kreisrat Dr. Heuer verlieh dem TSV Dassensen an diesem Abend die Sportplakette des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

Eine Fortschreibung der Chronik ist in Arbeit....

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